Zahnräder, die ineinander greifen: Vor dieser in verschiedenen Blautönen gehaltenen Kulisse fand gestern Abend der alljährliche Neujahrsempfang des Ortsverbands Biberach des Technischen Hilfswerks statt. Das Bild für komplexe Technik lieferte die Steilvorlage für das mindestens ebenso komplexe Zusammenwirken von Menschen, welches für das Gelingen von Hilfeleistungen mindestens genauso notwendig ist.
Auch Stephan Bröckmann, seit rund vier Monaten Landesbeauftragter des THW, stellte diesen Aspekt heraus: Der THW-Ortsverband als kleines Getriebe, bei dem nicht nur die Helfer selbst, sondern auch deren Familien eingebunden sind. Und zwar generationsübergreifend. In diesem Zusammenhang zollte Bröckmann auch der »beachtlichen Jugendarbeit« Respekt, die beim Ortsverband Biberach bereits zu einem Zeitpunkt aufgenommen worden sei, als andere noch gar nicht über Nachwuchsförderung nachgedacht hätten.
Zu erleben war das Ineinandergreifen der Räder auch beim Neujahrsempfang selbst, zu dessen Gelingen viele fleißige Hände im Hintergrund beigetragen hatten – beispielsweise in Form eines frisch zubereiteten Buffets. Oder auch bei der musikalischen Umrahmung: Julia Holderer sorgte am Klavier mit Werken von Mozart und Tiersen für Wohlklänge zwischen den Reden.
Dank an Kooperationspartner und Arbeitgeber
Ortsbeauftragter Michael Holderer dankte all jenen, welche als Kooperationspartner dafür sorgten, dass die Arbeit des THW funktioniere, insbesondere den Feuerwehren und der Polizei. Aber auch den Arbeitgebern. Gerade für kleinere Betriebe mit wenigen Mitarbeitern könne durch Freistellung der THW-Aktiven im Alarmfall eine erhebliche Belastung entstehen, so Holderer: »Ohne ihre Flexibilität und ihre Bereitschaft, unsere Arbeit aktiv zu unterstützen, wäre im Prinzip das ganze THW-Konzept Makulatur«.
Allerdings, so Holderer, könnten die Arbeitgeber auch von Synergieeffekten profitieren, denn vieles von dem, das beim THW gelernt werde, ließe sich auch betrieblich nutzen. Ähnliches gilt auch für die THW-Helfer selbst. »Jeder, der bei uns aktiv ist, muss viel Begeisterung, Einsatzfreude und auch eine gewisse Risikobereitschaft mitbringen, um in allen Situationen seiner Aufgabe gerecht zu werden«, so der Ortsbeauftragte weiter. Und auf manches verzichten – vor allem auf Freizeit. Doch die persönliche Weiterentwicklung als schönen Nebeneffekt der ehrenamtlichen Arbeit solle man keinesfalls unterschätzen, sagte er insbesondere mit Blick auf den Nachwuchs.
Einen kurzen Überblick über die 2012 geleistete Arbeit gab Holderers Stellvertreter Alexander Hübner. Schwerpunkt war dabei der Straßenverkehr. In diesem Zusammenhang bedauerte Hübner die Zunahme folgenschwerer Unfälle durch rücksichtslose Fahrweise. Auch Stürme sowie die Ausleuchtung des Brückenabrisses zwischen Ortenberg und Zunsweier im Zuge des Ausbaus der B33 hatten das technische Know-How der Helfer in Blau erfordert. Für einen detaillierten Rückblick verwies es auf die neue Website www.thw-biberach.de .
Größere Unterstützung durch Politik gewünscht
Beeindruckt vom Jahresrückblick zeigte sich Landessprecher Walter Nock, der die intensive und zeitaufwändige Arbeit des Ortsbeauftragten und seines Stellvertreters lobte und dafür dankte, dass beide sich für die kommende Amtszeit nochmals zur Verfügung stellen werden. Nock appellierte an die anderen Blaulichtorganisationen, gemeinsam bei der Frage nach zusätzlicher Unterstützung vorstellig zu werden. Ohne finanzielle Mittel sei die Hilfe nicht zu leisten, sagte er mit Blick auf die mit Sicherheit wieder eintretende Hochwasserereignisse sowie einen befürchteten »Black-out«, also den Zusammenbruch der Stromversorgung.
Bürgermeister-Stellvertreter Heinrich Grießbaum wünschte für die Zukunft eine weiter wachsende Akzeptanz in der Bevölkerung, eine noch stärkere Deckung durch die Politik, weiterhin das Verständnis der Arbeitgeber sowie möglichst wenige Einsätze. Mit Blick auf die schweren Verkehrsunfälle sagte Grießbaum, dass man sich verstärkt mit den Folgen für die Helfer beschäftigen solle.
»Ich spüre Kameradschaft pur, Zusammengehörigkeit pur, Kompetenz, aber auch Ernst«, fasste Mathias Wangler seine Eindrücke zusammen. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Haslach-Zell hatte im Vorfeld eigentlich gar kein Grußwort sprechen wollen, trat aber nach dem Gehörten ans Rednerpult, um gewohnt humorvoll einige Bonmots von »Finanzstürmen« und »Geldlawinen« zum besten zu geben. Und sich abschließend selbst als »Helferorganisation« zu betätigen: Kurz entschlossen zückte Wangler eine Visitenkarte und stellte einen Scheck im Mini-Format, aber von beträchtlichem Inhalt, aus. So erhielt das THW zum Abschluss des offiziellen Teils eine 1000-Euro-Spende.
Bild & Text Andrea Bohner (Schwarzwälder Post)